Eingangstext Juli 2006

Liebe Besucherinnen und Besucher meiner Online-Politikberatung,

 
„Oh nein!“ werden Sie jetzt denken, hoffentlich schreibt die blöde Mierscheid nicht über Fußball, sondern diesmal über etwas wovon sie Ahnung hat. Ha! Weit gefehlt. Als Politikberaterin bin ich nämlich seit langen Jahren gewohnt, mich über Dinge zu äußern von denen ich KEINE Ahnung habe –  das ist in meinem Geschäft gang und gäbe und gehört quasi zur Arbeitsplatzbeschreibung - also warum jetzt nicht auch wieder über Fußball?
War die WM nicht schön? Unser Team hat über Erwartung abgeschnitten. Schade, dass Klinsi geht, aber nach der Presse vor der WM auch verständlich. Er hatte keine Lust mehr, sich alle paar Tage ans Kreuz nageln und dann wieder heilig sprechen zu lassen.  Und was macht die Presse jetzt? Das selbe Spiel mit Jogi Löw - Kontinuität halt.

Aber wir hatten in den WM-Wochen eine Stimmung in unserem Lande, da können sich die Brasilianer eine Scheibe abschneiden - was Fußball spielen angeht auch.
Möchten  Sie wissen, was Matarazzi zu Zindane gesagt hat? Er hat geagt: "Du bist zu blöd mit dem Kopf ein Eigentor zu machen" - das hat sich Zidane leider nicht zweimal sagen lassen. Aber an sich hielten sich die Gewaltausbrüche während und am Rande der WM angenehm sehr in Grenzen

Wer sich noch an meine düstere Prognose aus der Juni-Ausgabe erinnert über die Rolle, die Männer ohne Haare auf dem Kopf spielen könnten – Gottseidank ist sie nicht eingetroffen. Wahrscheinlich reicht zu diesen Zeiten auch ein Spatzenhirn aus, um zu erkennen, dass wer bei dieser WM randaliert gut 80 Millionen Menschen gegen sich hat und wer will das schon?
Die Autorin ist nach dem Spiel um den dritten Platz selbst nach ein paar verdrückten Freudentränen auf dem heimischen Sofa zum Alexanderplatz geeilt um noch ein paar Gläser Wein zur Stärkung der Fußballnerven zu trinken. Dort war natürlich die Hölle los. Alle jungen Menschen in schwarz-rot-gold - was nicht jedem steht. Ein junger fast nackter Mann mit Ganzkörperfahne glaubte, sich mit erhobenem rechtem Arm weit oberhalb des Kopfes kratzen zu müssen. Bevor die Autorin einschreiten konnte, rief es schon aus dem Off “Arm runter du (piiep).“. Treffender hätte ich es selbst auch nicht ausdrücken können.

Schade, dass der Part des Spiels den wir Frauen am schönsten finden, nämlich der Trikotwechsel jedes Mal völlig unterging und statt dessen der arme Gerhard Delling und der anders arme Günter Netzer erscheinen, um sich einhellig über das Spiel zu streiten, wobei Günter Netzer immer noch gerne holzt und Gerhard Delling behandelt wie seine Frau daheim. „Das war ein Abseits, das müssen sogar SIE bemerkt haben…“ Delling bringt dann immer stellvertretend seinen Kugelschreiber um – warum nimmt er nicht endlich Günter Netzer selber und drückt zu – Endspiel mal anders…
Netzer bringt mit starrem Gesicht und starren Sprüchen nur noch Deutschlands Friseurinnen in Wallung. Bei der Gage, die er von den öffentlich-rechtlichen bezieht, müsste doch ein Friseurbesuch drin sein oder hält er den Spagettilook für sein Markenzeichen? Da könnte er sich genauso gut ein Häufchen auf den Kopf legen und das zu seinem Markenzeichen erklären – immerhin wäre dann drauf was drinnen ist.

Besonders freue ich mich aber bei dieser WM; dass uns unsere türkischen Mitbürgerinnen und Mitbürger die Dönerstange halten – da leistet die WM mehr als alle Diskussionen über Integrationsprogramme. Deutschland einig Fußballland – das scheint zu klappen – sogar meine italienische Eiscafénachbarin Giovanna sagte, dass sie zwar Italien die Daumen drücke für den Einzug ins Halbfinale aber dann Deutschland gewinnen sollte. Typisch Frauenlogik: ganz klar und nachvollziehbar,

findet Ihre

Helene Mierscheid.