Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher meiner Online-Politik- und Lebensberatung,

wussten Sie schon, dass Männer und auch Frauen dazu neigen, im Krieg ein kleines bisschen zu verrohen?! Huch! rufen alle Lehrer im Parlament – das darf nicht sein! Die müssen dort unten Chöre üben und die afghanische Jugend zum Stick-Kurs animieren.
Bitte verstehen Sie mich nicht falsch – was da passiert ist extrem geschmacklos und erfüllt auch einen Straftatbestand. Aber haben Sie schon einmal einen geschmackvollen Krieg erlebt?
Die nächste Frage ist die, welche Bevölkerungsgruppe zur Berufsarmee geht. Das sind meist eher nicht die kultivierten Anglistikstudenten, denen man bei diesen Bildern vielleicht noch eine versuchte Hamlet-Inszenierung hätte unterstellen können.
Die Äußerungen eines ungedienten Wehrbeauftragten Reinhold Robbe, dessen einzige Kriegserfahrung die im Kampf mit den Fitnessgeräten seines Sportclubs ist, kann und darf in diesem Zusammenhang niemand ernst nehmen, ebenso wenig wie die beschönigenden mitunter sogar verhalten lächelnden von manchen schwarz-braunen CDU-Granden.
Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt sagt man – kann es sein, dass das unsere Jungs da unten etwas zu wörtlich genommen haben?
Was mich persönlich an der ganzen Geschichte aber am meisten erstaunt, ist weniger, dass Soldaten im permanenten Druck von den Verhaltensmustern abweichen, die wir im gesellschaftlichen Konsens als zivil verstehen – was mich am meisten überrascht, ist die Tatsache, dass wirklich niemand die Frage stellt, wie denn die Menschen überhaupt in diese Lehmgrube gekommen sind und wann?
Waren es Opfer der Taliban, waren es Opfer des Krieges? Waren es Afghanen? Stammen sie vielleicht sogar noch aus dem Afghanistan-Krieg der damaligen Sowjetunion?
Hieran kann man sehen, dass sich niemand wirklich für die Toten interessiert, für die Opfer. Und sie werden dadurch nochmals zu Opfern. Sie werden von allen missbraucht: von ihren Mördern, den Soldaten, den Medien, den Politikern.
Ausnahmsweise möchte ich mich an dieser Stelle auf die Seite der Bildzeitung stellen (hätte nie gedacht, dass so etwas einmal passieren könnte).
Die Bildzeitung ist ihrer Chronistenpflicht nachgekommen – in welcher Form sie das tut ist sicher kritisierbar – dass sie es tut mit Sicherheit nicht.
Stimmen, die ihr Hetze oder gar Unterstützung von Terror und damit Schuld an weiteren Opfern unterstellen, sind genau die, die bei dem Mohammed-Karrikaturenstreit sofort vor den Mullahs auf die Knie gesunken sind und um Vergebung für Meinungs- und  Pressefreihit gewinselt haben. Diese Leute wollen die Zensur einführen in Deutschland und wie weit sind wir dann noch von Afghanistan und Iran entfernt?
fragt sich Ihre
Helene Mierscheid